Religiöse Bildung und staatliche Intervention in den fruhen Jahren der

Religiöse Bildung und staatliche Intervention in den fruhen Jahren der Republik Turkei - Die Einpa

Diese Untersuchung analysiert die staatliche Intervention in religiöse Bildungseinrichtungen der Türkischen Republik im Zeitraum 1923- 1950 und deren gesellschaftliche Konsequenzen. Zunächst werden die Laizisierungsschritte beschrieben, die mit dem...
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Religiöse Bildung und staatliche Intervention in den fruhen Jahren der Republik Turkei - Die Einpa
Religiöse Bildung und staatliche Intervention in den fruhen Jahren der Republik Turkei - Die Einpa
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Diese Untersuchung analysiert die staatliche Intervention in religiöse Bildungseinrichtungen der Türkischen Republik im Zeitraum 1923- 1950 und deren gesellschaftliche Konsequenzen. Zunächst werden die Laizisierungsschritte beschrieben, die mit dem Inkrafttreten des Tevhid i Tedrisat Gesetzes (1924) und der gleichzeitigen Auflösung des Şerʿiyye und Evkaf Ministeriums begannen und in der Schließung der Medresen kulminierten. Diese Maßnahme fasste sämtliche Bildungseinrichtungen unter der Bezeichnung “Maarif” zusammen und begründete eine einheitliche Kontrollstrategie für den staatlichen wie den religiösen Unterricht. Im zweiten Teil wird die rigide Laizitätspolitik der frühen Republik thematisiert: Die rasche Modernisierung unter Atatürk und die konsolidierte säkularstaatliche Praxis während İnönüs Amtszeit mündeten in der Gründung der Diyanet İşleri Başkanlığı (Religionsbehörde). Dieses neue Organ bündelte die Ausbildung von Imamen, Predigern und Religionslehrkräften unter zentralstaatlicher Aufsicht und etablierte eine “Staats Islam”-Politik, die traditionellen privaten Formen der Religionspädagogik weitgehend verdrängte. Der dritte Abschnitt widmet sich den zivilgesellschaftlichen Reaktionen: In ländlichen Regionen füllten informelle Netzwerke - private Lehrkräfte, Wanderschulen und Korankurse - die Lücke, die die offiziellen Institutionen hinterließen. Dabei entwickelten sich lokale Muster von Anpassung und Widerstand, in denen religiöse Identität und nationalstaatliches Leitbild in Spannung standen. Mit der Einführung des Mehrparteiensystems und der Wiedereröffnung der Imam Hatip Schulen 1946 reagierte die Politik verzögert auf die gestiegene Nachfrage nach religiöser Bildung. Methodisch beruht die Studie auf einer kritischen Gegenüberstellung von Parlamentsprotokollen, den Gesetzestexten von 1924 und 1946, Diyanet Berichten sowie zeitgenössischen Pressequellen. Abschließend wird herausgestellt, dass das duale System - staatlich kontrollierte Religionsbildung einerseits und zivile Bildungsinitiativen andererseits - bis heute eine prägende Dynamik im Verhältnis von Staat und Religion in der Türkei darstellt: Während die institutionelle Kontrolle den öffentlichen Raum säkularisierte, schufen informelle Bildungsangebote neue Räume religiöser Sozialisation auf individueller und lokaler Ebene.

(Tanıtım Bülteninden)

Kitabın Özellikleri
Hamur Tipi:
2. Hamur
Stok Kodu:
9786255536228
Boyut:
13 x 21
Sayfa Sayısı:
250
Baskı:
1
Basım Tarihi:
2025
Kapak Türü:
İnce Kapak
Dili:
Almanca

Diese Untersuchung analysiert die staatliche Intervention in religiöse Bildungseinrichtungen der Türkischen Republik im Zeitraum 1923- 1950 und deren gesellschaftliche Konsequenzen. Zunächst werden die Laizisierungsschritte beschrieben, die mit dem Inkrafttreten des Tevhid i Tedrisat Gesetzes (1924) und der gleichzeitigen Auflösung des Şerʿiyye und Evkaf Ministeriums begannen und in der Schließung der Medresen kulminierten. Diese Maßnahme fasste sämtliche Bildungseinrichtungen unter der Bezeichnung “Maarif” zusammen und begründete eine einheitliche Kontrollstrategie für den staatlichen wie den religiösen Unterricht. Im zweiten Teil wird die rigide Laizitätspolitik der frühen Republik thematisiert: Die rasche Modernisierung unter Atatürk und die konsolidierte säkularstaatliche Praxis während İnönüs Amtszeit mündeten in der Gründung der Diyanet İşleri Başkanlığı (Religionsbehörde). Dieses neue Organ bündelte die Ausbildung von Imamen, Predigern und Religionslehrkräften unter zentralstaatlicher Aufsicht und etablierte eine “Staats Islam”-Politik, die traditionellen privaten Formen der Religionspädagogik weitgehend verdrängte. Der dritte Abschnitt widmet sich den zivilgesellschaftlichen Reaktionen: In ländlichen Regionen füllten informelle Netzwerke - private Lehrkräfte, Wanderschulen und Korankurse - die Lücke, die die offiziellen Institutionen hinterließen. Dabei entwickelten sich lokale Muster von Anpassung und Widerstand, in denen religiöse Identität und nationalstaatliches Leitbild in Spannung standen. Mit der Einführung des Mehrparteiensystems und der Wiedereröffnung der Imam Hatip Schulen 1946 reagierte die Politik verzögert auf die gestiegene Nachfrage nach religiöser Bildung. Methodisch beruht die Studie auf einer kritischen Gegenüberstellung von Parlamentsprotokollen, den Gesetzestexten von 1924 und 1946, Diyanet Berichten sowie zeitgenössischen Pressequellen. Abschließend wird herausgestellt, dass das duale System - staatlich kontrollierte Religionsbildung einerseits und zivile Bildungsinitiativen andererseits - bis heute eine prägende Dynamik im Verhältnis von Staat und Religion in der Türkei darstellt: Während die institutionelle Kontrolle den öffentlichen Raum säkularisierte, schufen informelle Bildungsangebote neue Räume religiöser Sozialisation auf individueller und lokaler Ebene.

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